Es ist eigentlich eine sehr einfache und kurze Frage, die manchmal aber nicht so einfach zu beantworten ist: „Was macht mich glücklich?“.

Zurückblickend war ich glücklich, als ich mit zwei Freunden von Hameln nach Amsterdam mit dem Fahrrad gefahren bin. Jeder hatte nur einen Trekkingrucksack, ein paar Anhängetaschen ans Fahrrad und Go! Noch glücklicher war ich als ich im Auslandsjahr am anderen Ende der Welt steckte und nichts anderes dabei hatte als das, was ich über ein gesamtes Jahr brauchte. Ein Trekkingrucksack mit den wichtigsten Klamotten, Reiseutensilien und etwas Technik für damalige Web-Projekte reichten komplett aus. Jahre später mitten im Studium, zwischen all der Klausurenphasen und sonstigen Projekten reflektierte ich erneut die unbeschwerte Zeit, die ich erlebte, als ich in einem Zimmer in einer Wohngemeinschaft direkt an einer Straßenbahnstation zur Miete wohnte. Es gab ein klares Ziel: der erfolgreiche Abschluss des Studiums. Man verspürte keine Langeweile und hatte genug Zeit, um sich dem Ziel zu nähern und die ganzen Erlebnisse entlang des Weges zu genießen.

Mit Abschluss meines Studiums und dem Beginn der Arbeitswelt kam nach getaner Arbeit an echten Kundenprojekten erstmals das wohl verdiente Gehalt am Ende jeden Monats auf mein Konto. Einrichtung für zuhause, aktuellere Technik, häufiges Ausgehen waren die ersten Ausgaben, die einem ein Gefühl von Freiheit vermittelten. Ein paar Reserven wurden bzgl. Studienkredit nebenher angespart, aber sonst lebte man zunächst nicht sehr sparsam. Überhäuft vom Materialismus und vielen weiteren, spannenden Erlebnissen war ich nicht mehr glücklich. Geldsorgen hatte ich zwar keine mehr, es mangelte auch nicht an Freunde oder Familie, doch merkte ich schnell den Trott die materielle Selbstverständlichkeit der Gesellschaft, die auch die ein oder andere zwischenmenschliche Beziehung auf die Probe stellte.

Der Sport blieb beständig mein Ausweg aus all dem. Egal ob Kung Fu, Tricking oder Radfahren, ich war ohne Smartphone o.ä. zu 100% fokussiert und glücklich. Die Projekte auf der Arbeit waren meist mit viel Reisetätigkeit über Wochen und teils Monate hinweg. Doch „zuhause“ fühlte sich immer mehr als Belastung an. Und gerade in letzter Zeit durch Corona habe ich viel Zeit zuhause verbracht.

Jeder Streit, jedes Mal genervt sein war auf materielle Besitztümer zurückzuführen. Ich fühlte mich als Opfer meiner Güter. Man hatte keinen Überblick mehr über all die Dinge, die sich über Jahre angehäuft haben. Die Schränke platzten aus allen Nähten, der Keller bot kein Stauplatz mehr und bei jeder Kleinigkeit fühlte man sich abgelenkt. Wegräumen, Aufräumen, Umsortieren und jeden Tag die kleinen Entscheidungen überall wurden zu einem Zeitfresser und einer echten Belastung. Ablenkungen durch Unterhaltungselektronik wurden irgendwann zur alltäglichen Gewohnheit und zu einem weiteren massiven Zeitfresser.

Ich konnte die Corona-Zeit sehr gut für mich und meine Lebenspartnerin nutzen und wir misten ordentlich und radikal aus. Bei vielen Dingen haben wir uns gefragt, ob wir es jeweils in den letzten Monaten benutzt haben, oder ob wir es in den nächsten Monaten benutzen werden ( wie z.B. Klamotten, die einem nicht mehr so gut passen). Es hat auch sehr geholfen zu reflektieren, was wir in den letzten Wochen oft benutzt haben und was wir für das Erreichen unserer Ziele in Zukunft nicht mehr benutzen wollen, wie z.B. unsere Spielekonsole.

Es ist unglaublich, welchen Effekt das tatsächliche Verkaufen und Verschenken von all diesen Gegenständen bei uns erwirkt hat. Es bleibt viel mehr Zeit und Fokus für andere Dinge im Leben, die uns weiter voran bringen. Der innere Schweinehund wird einfacher besiegt und die Wohnung ist wieder ordentlicher und nicht mehr so zeitintensiv.

Wir sind nun nicht so extrem minimalistisch, wie viele andere aus dieser „Szene“, aber es ist trotzdem jedem zu empfehlen sich mal zu fragen, was er wirklich im Alltag und was er zum Erreichen seiner Ziele braucht. Denn oft ist weniger mehr.